Über den Umgang mit historischen Fassaden existieren wohl so viele Meinungen, wie es unterschiedliche Putzoberflächen gibt. Wir wollen versuchen, unsere Gedanken und Überzeugungen weiterzugeben, die auf Erfahrungen im Umgang mit Baudenkmälern und historischen Putzoberflächen beruhen.
Ein Denkmal lebt nicht allein von seiner gebauten Form, sondern zeichnet sich durch seine identitätsstiftende Wirkung in seiner Umwelt aus. Dazu gehören nicht nur die handwerklichen Eigenschaften einer Oberfläche oder die für seine Alterungsästhetik relevante, materielle Zusammensetzung eines Putzmörtels. Vielmehr stellt das Baudenkmal in seiner Ganzheit ein Informationsträger von regionaltypischen Materialvorkommen, von Bauabsichten oder künstlerischen und handwerklichen Überlegungen dar und ist mit seiner Baugeschichte ein Zeitzeuge jeder Epoche, die es durchlebt hat. Die lokal zur Verfügung stehenden Ressourcen prägten einst ganze Regionen und Ortsbilder. Leider wurden und werden Putze noch immer ersetzt, anstatt in ihrer Integrität erhalten und repariert.
Der Putz ist das Gewand eines Bauwerks. Er schützt dabei nicht nur die konstruktive Struktur, sondern hat darüber hinaus eine grosse Relevanz für die architektonische Gestaltung und dadurch den Ausdruck eines Gebäudes.
Oftmals finden sich bauzeitliche Putze unter bestehenden neueren Putzoberflächen. Ein vorsichtiges Entfernen ermöglicht den Erhalt eines einzigartigen materiellen Zeitzeugen am Baudenkmal.
Durch den fortlaufenden Unterhalt und das Bestreben, die Gebäudehülle zum Schutz der Konstruktion in Ihrer Funktion zu erhalten, haben unsere Vorgenerationen gelernt, diese materialgerecht und dauerhaft zu reparieren. Diese Erfahrung um den nachhaltigen Umgang mit dem Bauwerk geht zunehmend verloren.
Durchrationalisiertes Bauen mit neu entwickelten Baustoffen und damit schwindendes Wissen von Baufachleuten, führt zum Einsatz von Fertigmörteln aus industrieller Fertigung. Es werden neue Putzsysteme angeboten, die in sich funktionieren, jedoch keine Rücksicht auf die historische Bausubstanz nehmen.
Ursprünglich verwendete Rohstoffe, die direkt auf der Baustelle zugemischt werden, bewahren nicht nur die Authentizität des Bauwerks, sondern entsprechen auch in seinen bauphysikalischen Eigenschaften dem Bestand. Durch die Angleichung eines Mörtels an das historische Vorbild vermindert sich die Sanierungstiefe und somit der Verlust der historischen Substanz.
Die Kenntnisse der materiellen Zusammensetzung von Putzen wird gegenwärtig den Mörtelherstellern überlassen. Die Fähigkeit, bestehende Putze von ansässigen Handwerker:innen fachgerecht instand zu stellen, geht folglich zunehmend verloren …
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