Steht bei einem Altbau, einem inventarisierten oder sogar geschützten Objekt ein Bauvorhaben an, ist eine bauhistorische Analyse aus mehreren Gründen der Schlüssel zum Erfolg. Sie schafft Klarheit über das Vorhandene und bringt das Potenzial des Gebäudes ans Licht.
Darauf kann das Projekt mit klaren Rahmenbedingungen und realistischen Erwartungen aufbauen. Unangenehme Konflikte und Verzögerungen können vermieden und Kosten gespart werden. In der Erhaltung und Weiternutzung des Altbaubestandes liegt ein grosses Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung.
Die bauhistorische Analyse umfasst eine Beschreibung des Ist-Zustandes: Fassaden, Baugefüge, Raumdisposition und Innenausstattung werden systematisch beschrieben und fotografisch dokumentiert. Bereits hier zeigen sich allfällige Schäden an der Bausubstanz. Folglich können frühzeitig die richtigen Spezialist:innen beigezogen werden. Beurteilt wird dabei auch die Umgebung des Gebäudes. Wie ist es im Siedlungskontext eingebunden? Was sagen die Lage und die Einbettung in die Topografie über seine Geschichte aus? Weiter gilt es, die Wirkung des untersuchten Objekts auf das Ortsbild sowie seine charakteristischen Gestaltungselemente zu definieren.
Ein wichtiger Bestandteil der bauhistorischen Analyse ist die Bau- und Eigentümergeschichte. Sie gibt Auskunft über die Entstehung und zeichnet die Veränderungsgeschichte des Bauwerks nach. Wer hat das Gebäude mit welcher Absicht erbaut? Wer hat es später übernommen und einer neuen Nutzung zugeführt? Die Antworten geben spannende Einblicke in die Geschichte des Hauses und Aufschluss über das soziale Umfeld der früheren Bewohner:innen.
Die bauhistorische Analyse bietet abschliessend eine Interpretation und Bewertung des Bestands und eine architektur- und kunstgeschichtliche Einordnung. Damit ist die beste Grundlage für jede weitere Nutzung des Gebäudes geschaffen.
Die bauhistorische Analyse erfordert eine solide Faktengrundlage. In der Literatur sind Informationen zur Bau-, Nutzungs- und Eigentümergeschichte nur selten zu finden. Sie werden durch die Auswertung von Archivalien und Beobachtungen am Bau erarbeitet. So liefern zum Beispiel die zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzenden Lagerbücher der Gebäudeversicherung hilfreiche Hinweise zu früheren Eigentümer:innen und anderen baugeschichtlichen Aspekten.
Ebenso wertvoll sind historische Karten, Pläne und Fotografien, welche einen früheren Zustand des Gebäudes und seiner Umgebung abbilden. In glücklichen Fällen ermöglichen Bauinschriften eine genaue Datierung. Eine jahrgenaue Datierung kann auch durch eine dendrochronologische Altersbestimmung erzielt werden. Häufig aber erfolgt eine zeitliche Einordnung aufgrund von stilistischen und typologischen Merkmalen. Manchmal sind auch Pläne oder Baugesuche vorhanden, welche den bauzeitlichen Zustand wiedergeben. Die jüngste Veränderungsgeschichte ist zumeist durch Bauakten nachvollziehbar.
In den wenigsten Fällen kann ein Altbau auf Anhieb alle Anforderungen an die heutigen Bedürfnisse und die Vorstellungen der Bauherrschaft erfüllen. Während Küche und Bad in der Regel problemlos modernisiert werden können, erfordern andere Massnahmen einen grösseren Eingriff in die Bausubstanz. So entsprechen beispielsweise Raumstruktur und vertikale Erschliessung oft nicht den heutigen Nutzungsansprüchen. Weiteres Konfliktpotenzial bergen Brandschutznormen, die Schalldämmung sowie die energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle. Soll die Liegenschaft in mehrere Wohneinheiten unterteilt werden, akzentuieren sich die Zielkonflikte in der Regel.
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